Nephrologische Krankheitsbilder präsentieren sich häufig wenig spezifisch und/oder mit überlappenden Symptomen, was eine präzise klinische Diagnosestellung erschwert. In über 700 Genen sind Varianten bekannt, die Nierenerkrankungen verursachen können. Mit modernen NGS-basierten Sequenziermethoden (NGS: Next Generation Sequencing) lassen sich alle differentialdiagnostisch relevanten Gene in nur einem einzigen Ansatz untersuchen.
Für eine noch breitere Herangehensweise können wir die Analyse der Daten bis zu Whole Exome Sequencing plus (WESplus), Genom-Sequenzierung (WGS) und RNA Sequenzierung (RNA-Seq) erweitern. Wir bilden immer den aktuellen Wissensstand ab und berücksichtigen alle klinisch relevanten Regionen, unabhängig von ihrer Lokalisation im Genom mit hoher qualitativer Expertise – sowohl im Labor als auch in der Interpretation.
Hohe Relevanz bei Nierenerkrankungen
Ein signifikanter Teil chronischer Nierenerkrankungen (CKD: chronic kidney disease) ist auf monogenetische Ursachen zurückzuführen, im Kindes- und Jungendalter 30 – 50 % und im Erwachsenenalter 20 - 40 % (1). Es ist daher ein folgerichtiger und nachgewiesen kosteneffizienter Schritt, die genetische Diagnostik in die Routineabläufe der Nephrologie einzubeziehen. Dessen klinische und zunehmend auch therapeutische Relevanz ist enorm: In einer 2023 publizierten Studie mit über 1.500 erwachsenen CKD-Patient:innen, die auf ursächliche Genveränderungen untersucht wurden, lag bei 20,8 % eine genetische Ursache vor (2). Bei diesen 338 Patient:innen führten die Ergebnisse der genetischen Abklärung
- bei etwa der Hälfte der Patient:innen zu einer korrigierten neuen Diagnose
- bei über 90 % zu einer Anpassung des klinischen Managements
- bei etwa einem Drittel zu einer Änderung der Therapie
Über die Relevanz für Diagnosestellung und Therapiewahl hinaus schafft die Identifikation genetischer Ursachen klinischen Mehrwert in weiteren Aspekten (vgl. Abbildung) und ist nicht nur für Betroffene, sondern auch für deren Familien von großer Bedeutung.
Klinischer Mehrwert
ADPKD — autosomal-dominante polyzystische Nierenerkrankung, FSGS — fokal-segmentale Glomerulosklerose, SNRS — steroidresistentes nephrotisches Syndrom, RTA — renal-tubuläre Azidose, NTx — Nierentransplantation
Obenstehende Infografik zeigt, welchen klinischen Mehrwert eine präzise genetisch-definierte Diagnose für die verschiedenen Aspekte der Betreuung und Behandlung bei genetisch-bedingten Nierenerkrankungen für Patient*innen und ihre Familien hat.
Hohe Expertise in Nephrogenetik
Neben dem Einsatz modernster Technologien zeichnet unser Labor auch eine hohe Expertise in der Nephrogenetik aus, so dass wir bei der Auswahl zu berücksichtigender Gene und Regionen, der Analytik und der Ergebnisinterpretation höchste Qualität gewährleisten können.
Verschiedene Gene und Regionen, die bei nephrologischen Erkrankungen eine wichtige Rolle spielen, sind genetisch hochkomplex. Sie weisen z. B. einen hohen GC-Gehalt auf, was zur Kompaktierung der DNA führt und die Sequenzierung erschwert. Andere Regionen sind stark repetitiv, was eine gezielte Analyse erfordert und bioinformatisch herausfordernd ist. Durch spezifische Anreicherung und maßgeschneiderte Ansätze gelingt es uns, selbst komplexe Regionen mit großer Sequenziertiefe abzudecken und eine hohe Sensitivität und Spezifität sicherzustellen.
Für pathogene Varianten des MUC1-Gens – häufigste Ursache der autosomal-dominanten tubulointerstitiellen Nierenerkrankung (ADTKD) – bieten wir eine Spezialdiagnostik an. Die genetische Veränderung liegt in einem hoch-repetitiven Bereich mit hohem GC-Gehalt und lässt sich mittels gewöhnlicher Sequenzierung nicht zuverlässig nachweisen.
Komplementiert wird die nephrogenetische Analyse durch Berücksichtigung des mitochondrialen Genoms. Pathogene mitochondriale Veränderungen zeichnen sich durch eine ausgesprochen bunte und heterogene Klinik aus und können auch als isolierte renale Symptomatik imponieren.
Wir haben unsere diagnostischen Leistungen für den Fachbereich Nephrologie für Sie in einer Übersicht zusammengestellt – von A wie Alport-Syndrom bis Z wie Zystische Nierenerkrankungen.
Aus einer Hand
Hohe Expertise
Forschungsbeteiligung
Quellen
(1) Köttgen et al. Kidney Int 101 (6), 1126–1141 (2022), Schott et al. Clin J Am Soc Nephrol 20, 101–115 (2025)
(2) Dahl et al. J Am Soc Nephrol 34, 2039–2050 (2023)
Wir sind bei Fragen gerne für Sie da!
Prof. Dr. med. Carsten Bergmann
Leitung Humangenetik in der Limbach GruppeRessourcen zur Vertiefung:
LaborAktuell Genetische Diagnostik des atypischen hämolytisch-urämischen Syndroms (aHUS)
LaborAktuell Glomeruläre Erkrankungen mit den Leitsymptomen Proteinurie und Hämaturie
LaborAktuell Zystennieren
PocketCard Autosomal-dominante polyzystische Nierenerkrankung (ADPKD)