Die Kombination aus GFR und Albuminurie ermöglicht eine erste Risikoabschätzung
Eine chronische Nierenschädigung ist im Regelfall ein schleichender Prozess, der über Jahre hinweg ohne alarmierende Symptome – und deshalb oft unerkannt – bis hin zur schweren Nierenfunktionseinschränkung voranschreitet.
Um eine chronische Nierenschädigung rechtzeitig zu erkennen, sollten nach den international gültigen KDIGO-Empfehlungen (Kidney Disease: Improving Global Outcomes) bei Menschen mit hohem Risiko für eine bleibende Nierenschädigung in regelmäßigen Abständen folgende Untersuchungen durchgeführt werden:
- Bestimmung der glomerulären Filtrationsrate (GFR) als Indikator der Nierenfunktion
- Bestimmung der Albuminurie (Albumin/Kreatinin-Quotient) als Indikator der Nierengewebeschädigung
Anhand der Ergebnisse dieser relativ einfachen Messungen wird eine Nierenschädigung in verschiedene Stadien eingeteilt, die das Risiko des weiteren Voranschreitens der Nierenschädigung beschreiben (siehe Abbildung). Die Farbkodierung reflektiert die Risikoeinschätzung (grün: geringes Risiko, wenn sonst kein Hinweis auf eine Nierenschädigung, gelb: mäßiges Risiko, orange: hohes Risiko, rot: sehr hohes Risiko). Demnach ist das Risiko einer voranschreitenden Nierenschädigung besonders hoch ab einer GFR unter 60 ml/min/1,73 m² und gleichzeitig hoher Albuminausscheidung über 300 mg/g (rote Felder). Andererseits haben selbst Menschen mit einer GFR unter 60 ml/min/1,73 m² kein hohes Risiko, wenn gleichzeitig keine signifikante Albuminurie vorliegt. Dies ist z. B. auf Grund der geringeren Muskelmasse bei vielen Älteren der Fall.
Häufige Ursachen für eine bleibende Nierenschädigung
- Diabetes mellitus und/oder (unkontrollierter) Bluthochdruck
- Einnahme von nierenschädigenden Medikamenten (z. B. bei rheumatischen Erkrankungen und/oder chronischen Schmerzen)
- Stattgehabtes akutes Nierenversagen (z. B. nach Herzinfarkt, Pneumonie oder anderen schweren akuten internistischen Erkrankungen, oder nach größeren operativen Eingriffen)
- Multiorganerkrankungen (z. B. kardiorenales Syndrom bei Herzinsuffizienz)
- Nicht erkannte immunologische (z. B. Glomerulonephritis) oder genetische Nierenerkrankungen (z. B. Zystennieren)
KDIGO-Klassifikation einer chronischen Nierenerkrankung (CKD) mittels GFR und Albuminurie | ||||||
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Albuminausscheidung im Urin* | ||||||
A1 | A2 | A3 | ||||
normal bis leicht erhöht | mäßig erhöht | deutlich erhöht | ||||
< 30 mg/g < 0,03 mg/mg < 3 mg/mmol | 30–300 mg/g 0,03–0,3 mg/mg 3–30 mg/mmol | > 300 mg/g > 0,3 mg/mg > 30 mg/mmol | ||||
Glomeruläre Filtrationsrate (GFR) (ml/min/1,73 m2) | G1 | normal oder hoch | ≥ 90 | 1 | 1 | 2 |
G2 | leicht erniedrigt | 60–89 | 1 | 1 | 2 | |
G3a | leicht bis mäßig erniedrigt | 45–59 | 1 | 2 | 3 | |
G3b | mäßig bis deutlich erniedrigt | 30–44 | 2 | 3 | 3 | |
G4 | deutlich erniedrigt | 15–29 | 3 | >3 | 4+ | |
G5 | Nierenversagen | < 15 | 4+ | 4+ | 4+ |
* Für eine Bestimmung von Albumin im Urin stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung.
- Bestimmung der Albumin-Konzentration aus dem Spontanurin und deren Bezug auf die Kreatinin-Konzentration (Albumin/Kreatinin-Quotient)
- Bestimmung der Albumin-Konzentration aus dem 24h-Sammelurin
(A1: < 30 mg/24 h, A2: 30–300 mg/24 h, A3: > 300 mg/24 h)
■ geringes Risiko ■ mäßiges Risiko ■ hohes Risiko ■ sehr hohes Risiko
Die Zahlen in den Kästchen beschreiben die Empfehlung zum Monitoring (Zahl der Bestimmungen pro Jahr).
Dickkopf 3 (Dkk3) - Neuer Biomarker einer progredienten chronischen Nierenschädigung hilft erstmalig Patienten zu identifizieren, bei denen ein aktiver Vernarbungsprozess vorliegt.